Archive for November, 2016

Ostfriesenkrimis und Ostfriesenblues

An diesem Wochenende finden in Bad Essen wie in jedem Herbst die Literatur- und Musiktage Bad Essen statt, früher auch „Literakur“ genannt.

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Eröffnung war am Freitagabend mit dem Schriftsteller Klaus Peter Wolf und der Musikerin Bettina Göschl. Der Schriftsteller hielt keine Lesung im üblichen Sinne, sondern erzählte zunächst sehr vergnüglich von seinem Alltag als Schriftsteller, von den Figuren in seinen Ostfriesland-Krimis und von seiner Arbeitsweise.
Bettina Göschl, die mit Wolf verheiratet ist, erzählte wiederum in ihren Liedern von ihren Erlebnissen mit ihrem Krimi-Schriftsteller-Ehemann.

bettina-goeschl-bad-essen-2016Im Song „Wenn mein Mann einen neuen Krimi schreibt“ erfahren wir, wie dieser sich immer so tief in seine Figuren einfühlt, dass er sein Verhalten völlig verändert. Besonders amüsant natürlich, wenn er sich in Kommissarin Ann-Kathrin einfühlt  😉 …
Aber hören und sehen Sie selbst!
Beim Lesen aus dem neuen Krimi „Ostfriesen-Schwur“gab es viel zu lachen (dankenswerter Weise verzichtete der Autor auf heftige Szenen), und einige Anekdoten aus der Verfilmung eines seiner Krimis waren schon wieder eigene Geschichten, wie das Ausspähen von Tankstellen und der Kontakt mit der „echten“ Polizei.

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Klaus Peter Wolf zeigte unter anderem eine Kladde, in der das Manuskript seines nächsten Buches entstand. Er erläuterte auf sehr amüsante Weise seine Art zu schreiben:
Er schreibt alles mit dem Füller in ein Notizbuch, dann diktiert er das komplette Buch und schickt dieses Diktat an seine Sekretärin. Das getippte Manuskript wiederum liest er seiner Frau vor und ändert dabei immer wieder einige Sätze, um den Stil flüssiger zu gestalten.

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Dass es bei dieser Vorgehensweise durchaus einige Aufregungen geben kann, erzählte Bettina Göschl augenzwinkernd in einem Song „Wo ist mein Ostfriesenmoor?“: Das handgeschriebene Manuskript war verschwunden.
Bettina Göschl hat übrigens mit ihrer eigenen Band „Die Komplizen“ eine CD mit eigenen Krimi-Songs und mit bekannten kriminellen Songs herausgebracht: Ostfriesenblues. (Auf der Website können Sie in einige Songs hineinhören)
Wer gehofft oder befürchtet hatte, dass dies ein blutrünstiger sehr ernster Abend würde, wurde aufs angenehmste enttäuscht. Bettina Göschl und Klaus-Peter Wolf sind sehr humorvolle und freundliche Menschen, die es innerhalb von Minuten schaffen, die Zuhörer zu begeistern.
Ich hätte den Autor gerne noch gefragt, ob in seinen ansonsten so gut gelaunten Krimis einige Details so detailliert und brutal geschildert werden müssen. Ich lese nämlich seine Krimis gerne als Bettlektüre und stelle fest, dass die Träume dann doch nicht so angenehm sind. Aber das ist vielleicht mein eigenes Problem.
Auf dem Büchertisch der Wiehenbuchhandlung Bad Essen war nicht nur die Ostfriesland-Krimis, sondern auch mehrere Kinderkrimis, die Göschl und Wolf zusammen verfasst haben, zu finden. Natürlich auch die CD „Ostfriesenblut“, und als besonderer Leckerbissen Hörbücher der Ostfriesland-Krimis, die Klaus-Peter Wolf selbst eingelesen hat. Auch wenn ich sonst Hörbücher gar nicht so mag – diese hier könnten mich doch verlocken, weil der Autor auch ein begnadeter Vorleser ist. Wer mehr über ihn und seine Bücher erfahren will, wird auf seiner Website fündig.

Und hier können Sie den ausführlichen Artikel von Christa Bechtel über den Abend im Wittlager Kreisblatt lesen

20. November 2016 at 16:13

Mit den Toten sprechen

Diesen Blogartikel habe ich für die Blogaktion von Petra Schuseil verfasst, die Blogger(innen) eingeladen hat, im Monat November über ihren Umgang mit dem Gedenken an Verstorbene zu schreiben. Sie finden im Blog „Totenhemdnoch viele weitere Artikel zu diesem Thema.

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Heute vor 12 Jahren wurde mein Vater beerdigt. Er starb an Allerseelen, einem Tag, an dem wir immer schon an die Verstorbenen dachten. Unsere Familie war in den letzten Wochen vor seinem Tod eng zusammengerückt, und wir konnten ihm ermöglichen, zu Hause zu sterben.
Wir hatten in den Monaten vor seinem Tod viel miteinander gesprochen, waren uns alle sehr nah – und plötzlich war er fort. Ich wollte ihn doch noch so viel fragen! Und ich wollte vor allem wissen, wie es ihm geht. Er war so lange sehr krank gewesen, hatte die Tage liegend in seinem Fernsehsessel verbracht. In dieser Haltung hatte er die wenigsten Schmerzen.
Er war vor der Beerdigung im offenen Sarg in der Friedhofskapelle aufgebahrt. Wir hatten den Schlüssel, und so konnte jeder von uns sich ausführlich von ihm verabschieden. Ich sprach mit ihm, berührte ihn liebevoll und verabschiedete mich von ihm. Sein Tod war eine Erlösung nach langem Leiden gewesen, uns doch vermissten wir ihn alle sehr.

Ich sprach in den ersten Tagen innerlich viel mit ihm, und dann erinnerte ich mich an eine Übung, die ich in meinem Buch über das  Tagebuchschreiben vorgestellt hatte:

„Der innere Dialog“.

Man schreibt dabei Fragen an einen Menschen, an ein Thema, an ein Problem, an eine Krankheit etc. auf und entwickelt im Dialog beim Schreiben auch die Antworten. Wenn man sich Zeit dabei lässt, kommen tatsächlich aus den Tiefen der eigenen Seele oder woher auch immer Antworten, die einen selbst überraschen können. Ich habe für diese Übung ein extra Notizheft, denn oft sind es Themen, die länger wirken.
In meiner Trauer um meinen Vater begann dann einen Dialog „mit ihm“. Klar wenden Skeptiker jetzt ein, das sei doch Quatsch, das würde ich alles selbst schreiben. Wer aber einmal Erfahrung mit Gestalttherapie oder mit Familienaufstellungen gemacht hat, versteht, dass da innere Prozesse in Gang kommen können, die über einen selbst hinausgehen. Auch Schriftsteller, die Romane schreiben, erleben manchmal ähnliches.
Für mich waren diese inneren „Gespräche“ sehr hilfreich und tröstlich. Ich habe solche Gespräche auch mit meinem Großvater geführt, der starb, als ich noch ein Kind war – zu früh, um ihn kritisch über seine Haltung im Dritten Reich zu befragen. In diesen langen inneren Dialogen wurde mir klar, unter welchem Druck er stand, seine neun Kinder zu ernähren, welche Kompromisse er eingehen musste, die ich früher einfach verurteilt hatte. Ich entwickelte so Jahrzehnte nach seinem Tod innerlich eine Beziehung vor ihm, empfand sogar Respekt.
In der katholischen Kirche werden an Gedenktagen „Messen gelesen“. Auch diese finde ich eine schöne Tradition, um den Verstorbenen einen Platz in der Gemeinschaft zu geben, zu der in ihren Lebzeiten gehörten. Eine Form der Ahnen-Verehrung, die in anderen Kulturen sogar noch stärker ihren Platz im Alltag hat. Sie brauchen ja nicht unbedingt einen Ahnen-Altar aufbauen, aber eine kleine Ecke mit Bildern ihrer lieben Verstorbenen tut vielleicht auch Ihrer Seele gut. Vielleicht sprechen Sie im Vorbeigehen auch fast automatisch ein paar Sätze mit Ihren Lieben. Und auch, wenn Sie es albern finden: Probieren Sie doch mal in Ihrem Tagebuch, mit einem lieben Menschen, der Ihnen nahe stand, einen inneren Dialog zu führen. (Sie können ja dann immer noch sagen, dass das nichts für Sie ist).
Natürlich sollte man bei solchen Dialogen, egal, ob gesprochen oder geschrieben, mit „beiden Beinen auf der Erde bleiben“. Das, was man innerlich dabei erlebt, nicht eins zu eins für wahr halten, sondern kritisch überprüfen, ob es wirklich als Anregung für das eigene Leben Bedeutung habe kann. Sich nicht hineinsteigern oder womöglich in einem Wahn verlieren, sondern nach solchen Übungen wieder den normalen Alltag aufnehmen und sich wieder erden. „Mit dem Kopf in den Wolken, und mit den Beinen auf der Erde“, das ist eine gute Devise für den Umgang mit unseren Verstorbenen.

5. November 2016 at 07:00


Richtungswechsel Ebook und Taschenbuch

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Zufall/ Synchronizität

Das kann doch kein Zufall sein - als Taschenbuch und jetzt als Ebook

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