Archive for Oktober, 2013
Erinnerungen für Demenzkranke
Die meisten Menschen kennen in ihrer Umgebung jemanden, der demenzkrank ist. Sie wissen, wie schwierig die Kommunikation wird, wie löchrig das Gedächtnis wird, zumindest das Kurzzeitgedächtnis. Das Langzeitgedächtnis scheint noch eine Weile länger zu funktionieren, und genau dort setzt das Konzept an, über frühe Erinnerungen den Kontakt zu Demenzkranken aufzubauen. Gerade ist eine Buchreihe erschienen, die ein alter Schulfreund von mir initiiert hat (Bernd Robben) und deren Entstehen ich mitverfolgen durfte.: „Ja, so war das damals“. Vier Bände umfasst die Reihe, und jedes Buch besteht aus 15 Schwarz-Weiß-Fotos, auf denen bekannte Situationen und Motive aus dem Alltag der 1930er bis 1960er Jahre abgebildet sind. Theo Mönch-Tegeder und die Dom-Medien Osnabrück brachten die Bücher heraus, und der Landkreis Emsland unterstützte das Projekt und stellte vielen Einrichtungen die Bücher zur Verfügung.
(Quelle: Dom-Medien Osnabrück. Danke für die Erlaubnis!)
In der Neuen Osnabrücker Zeitung und auf den Seiten des Landkreises Emsland finden Sie Berichte über die Vorstellung des Projekts.
Viele Demenzkranke werden ja zu Hause versorgt, und vielleicht kennen Sie jemanden, dem diese Bücher bei der Betreuung eine Hilfe sein könnten.
Auf der Internet-Seite der Dom-Medien erfahren Sie mehr Details. Die Bücher können im Buchhandel oder per Email bei der Dombuchhandlung Osnabrück bestellt werden.
Die Buchmesse, die Tageszeitung und die Pseudo-Promis
Liebe Neue Osnabrücker Zeitung,
Warum schickt Ihr die kompetente Elke Schröder zur Buchmesse, die wirklich gute Artikel schreibt und titelt dann die heutige Ausgabe so, dass alle Autoren Grund haben, beleidigt zu sein: Zwei Drittel B.Becker und Christiane F. ein Drittel Leon de Winter als Titelbild. Und dazu der unsägliche Text:
„In diesem Jahr erscheinen viele Promi-Autobiografien. Unter anderem präsentieren Ex-Tennis-Profi Boris Becker(oben) und Christiana Felscherinow, bekannt durch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, ihre Lebensgeschichten. Doch auch „echte“ Literaten wie Leon de Winter (unten links) sind in Frankfurt.“
Toll, bei der Buchmesse gibt es auch echte Literaten, wer hätte das gedacht. Allerdings nur in Gänsefüßchen, so echt sind anscheinend in den Augen der NOZ dann doch nicht. Pseudo-Promis sind wohl echter. Und auch im Feuilleton geht´s dann heute weniger um echte Literaten auf der Buchmesse als um Pseudo-Promis. Marcel R-R (Gott-hab-ihn-selig) und Herr Lüddemann (höchst lebendig) müssten da doch toben.
(… und ehe Fragen kommen: ja, der Fleck ist von meinem Frühstücksbrötchen)
Lebenslanges Lernen
Dass man von Tieren viel lernen kann, ist ja nicht Neues. Heute aber hat unser Hund mich doch verblüfft.
Klinik im Kloster in Barth – eine verrückte Ausstellung
Vor einigen Wochen sahen wir in Barth an der Ostsee eine hinreißende Ausstellung. Wenn Sie meinen, Sie hätten in der Kunst schon alles Wesentliche gesehen, sollten Sie wenigstens diese eine Ausstellung noch auf Ihren Plan setzen. Textilkunst soll das sein? Naja, Frauenkram mit Nadeln. Environment soll das sein? Viel zu naturalistisch. Szenerien in mehreren Räumen? Sicher viel gebastelt.
Werfen Sie Ihre Vorurteile über Bord und wagen Sie den Eintritt in eine völlig verrückte Welt. Das Vineta Museum Barth präsentiert im Adligen Fräuleinstift die Ausstellung von Stefanie Alraune Siebert, die in 32 Jahren eine unglaubliche Fülle an Lebenswelten und Figuren aus Stoff gestaltet hat. Kaufen Sie an der Kasse den Katalog, damit Sie in dieser verrückten Umgebung wenigstens ein bisschen verstehen.
Im Wartezimmer begrüßt Sie eine merkwürdige Patientenschar.
Unser aller Angie leidet unter Angina.
Ein Mensch, der für meine Augen wie Leonhard Cohen aussieht, hält sich für den alten Fritz, und Miss Marple hat Herzprobleme. Bei Fräulein Fitz ist unerklärlicherweise ein Bart gewachsen.
Auf der anderen Seite ist noch Platz für neue Patienten.
Damit sie sich nicht langweilen, ist dort eine Fühltafel aufgebaut, damit der Drang, alles anzufassen, in kontrollierbare Bahnen gelenkt wird. Stellen Sie sich vor, 20000 Klinikbesucher würden ihre Spuren überall hinterlassen!
Auf dem Streifzug durch die Klinik sehen wir den Chefarzt Prof. Dr. Müller-Krombach, der sich mit Schwester Loretta Affenbichler vergnügt. Die Gattin wartet schon mit dem Messer hinter dem Vorhang. Da wird Miss Marple noch viel zu tun bekommen!
In einer Abteilung werden Dackelhaare transplantiert oder Botox-Spritzen verpasst. Auch kann man das Atelier von Alraune bestaunen, in dem alles aus allerfeinsten Stoffen ist, selbst die Nähmaschine.
Im Speisesaal fühlt man sich in Thomas Mann´s Zauberberg versetzt. Hier speisen die Patienten, die nicht bettlägerig sind, und das Klinikpersonal.
Der Zuschauer kommt aus dem Staunen nicht heraus über das opulente Buffet, an dem jede Auster eine Perle enthält, die Begleitmusik an Piano und Akkordeon und über die Sėance , bei der sogar ins Jenseits telefoniert werden kann.
Unglaublich, was Stefanie Alraune Siebert geschaffen hat. Ein Lebenswerk mit der Nadel, in feinsten Details und in einer Ausdruckskraft, die nicht nur über ihr perfektes Handwerk Auskunft gibt. Jede einzelne Figur hat einen eigenen Charakter, selbst die Fische auf dem Buffet. Und der skurrile bis makabre Humor, mit dem sie ihre Szenerien entwickelt, zeugt von tiefer Kenntnis menschlicher Schwächen, Eitelkeiten und Verrückheiten. Ich konnte mich nicht satt-sehen. Als Frau, die selbst nähbegeistert ist und sich schon viel mit Textilkunst befasst hat, habe ich großen Respekt vor der Leistung dieser Künstlerin.
Sie können die Ausstellung noch bis zum 31. Oktober 2013 sehen. Details hier.
Und wenn Sie es in Barth nicht mehr schaffen: Stefanie Alraune Siebert hat in Haigerloch bei Tübingen seit neuestem ein eigenes Museum. Hier lesen Sie mehr darüber
Die Website der Künstlerin mit allen aktuellen Informationen finden Sie hier.
Danke für die Genehmigung, die Fotos hier in meinem Blog zu zeigen!
Büchermonogamie
Vor meinem Geburtstag im letzten Monat wurde ich von mehreren Freundinnen gefragt, ob man mir denn noch „richtige“ Bücher schenken dürfe. Wo ich doch so eine begeisterte Ebook-Leserin sei und auch selbst meine Bücher als Ebooks anbiete.
Klare Antwort: Ich liebe Bücher in jeder Form. Ich finde es zwar praktisch, mit meinem Ebook-Reader von überall die Möglichkeit zu haben, Leseproben und Bücher zu bestellen. Beispielsweise im Urlaub, wenn ich auf die Bücher, für die ich richtig viel Lesezeit brauche, dann doch keinen Appetit habe und lieber bei präseniler Bettflucht eine Schmonzette lese. Ich finde es auch praktisch, bei Wartezeiten und Zugfahrten immer Lesestoff dabei zu haben, ohne viel zu schleppen. Und, ja, ich finde es auch sehr praktisch, die Schrift beim Lesen vergrößern zu können. Drei Brillen mit 4 verschiedenen (z.T. kombinierten) Sichtstärken haben halt ihre eigenen putzigen Anforderungen.
ABER: Ich liebe auch Papier in jeglicher Form. Liebe schön gestaltete Bücher, die sich dazu noch gut anfühlen. In denen ich blättern kann, in die ich Lesezeichen legen kann (ja, ich bin auch ein Fan von schön gestalteten Lesezeichen). Ich kann auch nicht länger als 5 Minuten in einer Buchhandlung sein, ohne ein Buch zu kaufen. Nur kleingedruckte Taschenbücher, die bleben bei mir links liegen.
Ich mag es, in Büchern, die ich geschenkt bekam, die Widmungen zu lesen, manchmal Jahre später in Erinnerungen zu schwelgen. Gelegentlich finde ich in meiner Bibliothek ein Buch, das mir vor Jahrzehnten im Studium geliehen wurde und das ich nach mehrern Umzügen schlicht nicht mehr als fremdes Eigentum erkannte, oder mir bringt jemand ein Buch, das er vor Jahren von mir geliehen hat. Was als Peinlichkeit anfing, endet dann in wiederaufgenommenem Kontakt. Stichwort Bibliothek: Ich wohne gern mit Büchern, bei uns stehen in drei Räumen Bücherregale.
Also, was Bücher angeht, bin ich überhaupt nicht monogam. Weder bei Ebooks vs. gedruckte Bücher noch bei Tagebuch vs.Blog noch bei den Inhalten, die ich lese. Man darf mir Biografien schenken, Familienromane, die über mehrere Generationen gehen, ernsthafte Literatur über den Holocaust und Krimis, auch Sachbücher über verschiedenste Themen. Nur bitte keine psychologischen Fachbücher mehr. Davon hatte ich im Laufe meines Lebens reichlich, und die wähle ich jetzt sehr genau aus.
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