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Lesung mit Anne Siegel in Bad Essen: Senora Gerta
Am Freitag, 10. März findet in der Wiehen-Buchhandlung eine spannende Lesung statt, die ich Ihnen wärmstens ans Herz legen möchte. Anne Siegel, erfolgreiche international arbeitende Journalistin und Autorin, stellt ihr neues Buch vor:
„Senora Gerta. Wie eine Wiener Jüdin auf der Flucht nach Panama die Nazis austrickste.“
Anne Siegel ist in engem Kontakt mit der 101 Jahre alten Gerta Stern, die immer noch in Panama lebt. Anne Siegels Lesungen sind ein Ereignis. Sie liest nicht einfach aus ihrem Buch, sondern erzählt spannend von der Entstehungsgeschichte, fügt Anekdoren an, unterhält ihre ZuhörerInnen mit wundervollem Humor.
Aus dem Klappentext:
„Spannender als jeder Roman: Die unglaubliche Lebensgeschichte der 100-jährigen Gerta Stern
Ein wahres Abenteuer von großer Liebe, grenzenloser Unerschrockenheit und selbstlosem Heldenmut: Gertas Leben verspricht Ruhm und Reichtum. Als Tochter einer der bekanntesten jüdischen Familien Österreichs avanciert die Schauspielerin zum IT-Girl im Wien der 20er-Jahre. Mit der Heirat des Profifußballers Moses Stern scheint ihr Glück vollkommen. Doch angesichts der wachsenden antijüdischen Stimmung beschließt das junge Paar, Österreich zu verlassen. In Hamburg warten sie verzweifelt auf das Eintreffen ihrer Visa nach Südafrika, da wird Moses verhaftet und in ein Konzentrationslager verschleppt.
Todesmutig marschiert Gerta ins Gestapo-Hauptquartier. Zu allem entschlossen setzt sie ein, was ihr geblieben ist: ihr Schauspieltalent! Während Moses schwer verletzt aus dem KZ freikommt, findet Gerta aus Versehen einen Komplizen, der sich nach außen als Nazi gibt. Herr Otto von der Shipping Company »Norddeutscher Lloyd« riskiert sein Leben, um Gertas und Moses‘ Flucht nach Panama vorzubereiten. Heute ist »Señora Gerta«, wie sie in Panama City ehrfürchtig genannt wird, die wohl quicklebendigste 100-Jährige der Welt. Und die Journalistin Anne Siegel hat ihr ein ungewöhnliches Geschenk gemacht: In monatelanger Recherche spürte sie die Identität des hochgewachsenen Deutschen auf, den Gerta nach ihrer erfolgreichen Flucht all die Jahre gesucht hatte.“
Anne Siegel hat es wieder einmal geschafft, eine interessante Frauen-Biografie zu schreiben, die einen einzelnen Lebensweg mit den Wirren der Weltgeschichte verknüpft – hier Deutschland, Österreich, Panama. Neben der Biografie einer bewundernswerten Senora Gerta mit ihren fast 101 Jahren erfährt man auch spannend aufbereiteten Geschichtsunterricht und lernt eine Menge über mutiges Altwerden.
Im Buch sind auch interessante (qualitativ hervorragend gedruckte) Fotos aus verschiedenen Zeiten und Orten. Das Buch ist neben dem spannenden Inhalt auch einfach ein ästhetisch schönes Buch, sehr schöner Einband, gut gebunden, gutes Papier, Schriftgröße angenehm groß (was ja oft nicht mehr selbstverständlich ist).
Anne Siegel gelang es übrigens dann auch noch mit gekonnter journalistischer Recherche, den bis dato unbekannten Retter von Gerta Stern, ihrem Mann und ihrem Schwager herauszufinden. Über ihre neuesten Entdeckungen dazu wird sie an diesem Abend berichten.
Wiehen-Buchhandlung Bad Essen, Freitag 10. März, 19.30 Uhr
Eintritt 8 Euro
Karten sind im Vorverkauf erhältlich.
Wiehen-Buchhandlung Tel. 05472- 1049
Mehr Informationen auf der Website der Buchhandlung und auf der Website von Anne Siegel
Hier können Sie die mittlerweile erschienene Ankündigung der Lesung im Wittlager Kreisblatt lesen.
Mütter bei McDonalds
Manchmal staune ich einfach. Da denke ich, ich habe schon viel erlebt, und dann bin ich doch wieder überrascht. In meinem Weltbild redet man miteinander, wenn man gemeinsam am Tisch sitzt und isst. Okay, zu Hause mag beim Frühstück friedliches gemeinsames Zeitunglesen sehr gemütlich sein. Gemeinsam in ein Lokal gehen macht man aber eher nicht, um auf seinen kleinen Smartphone-Bildschirm zu starren statt sein Gegenüber zu beachten. Denke ich ganz naiv und interessiert an meiner Umgebung.
Sie ahnen es schon von der Überschrift: Andere denken anders.
Georg Lehmacher (Ich empfehle übrigens seine Bücher) schlug mal ironisch vor, für die, die Handygeblendet mit gesenktem Kopf durchs Leben laufen, ein kleines Fenster im Handy für die reale Umgebung einzubauen. Dann bräuchten die Handy-fixierten Leute nicht mal mehr den Kopf heben, wenn sie auf der Straße laufen.
Gute Idee! Dann würden manche Mütter bei Mc Donalds vielleicht auch bemerken, dass ihr Kind ihnen einsam gegenüber sitzt. Ich gehe zu Mc Donalds nur im Notfall, der sah neulich auf einer langen Fahrt über Landstraße so aus, dass ich dringend zur Toilette musste. Also fix im nächsten Ort zu McD, und dort nicht gratis die Toilette benutzen, sondern höflicherweise einen Kaffee konsumieren.
Und, obwohl ich ein wunderbares Smartphone mit allem Schnickschnack habe und allein dort saß, checkte ich nicht die Mails, kontrollierte nicht, ob auf Whatsapp eine neue Nachricht eingegangen war, las keines der Ebooks, die ich gespeichert habe. Nööö, ich habe mir einfach meine Umgebung angeguckt. Reales Leben kann ja auch gelegentlich ganz interessant sein.
Etliche Mütter mit Kindern. Tja, und Mama nebenan starrt in ihr Handy, Töchterlein langweilt sich. Oder: Mama schräg gegenüber ist ganz versunken ins Handy, schaut kurz auf und schickt Töchterlein zur Kinderecke, wo an Bildschirmen Computerspiele für Kinder sind. Auch als begeisterte und total vernetzte Techniknutzerin bin ich da entsetzt. Ausflug mit Kindern, null Kommunikation, fragwürdiges Essen …
Ach, ich glaub‘ , ich werd‘ alt. Auf jeden Fall zu alt für diese Umgebung, auch wenn die bei McD die vorbildlichsten seniorengerechten Behindertentoiletten haben 😉 .
Alters-Kapriolen
Thema #Alter: Vor dem Supermarkt mit Reinigung parkt direkt am Eingang fast in der Fahrspur ein Wagen, obwohl noch schätzungsweise 100 Parkplätze frei sind. Da konnte wohl jemand nicht einparken oder wollte es nicht.
Ich stelle mich in der Reinigung an, warte schon eine Weile. Werde langsam nervös, da ich anschließend noch einen Termin habe. Kommt nach mir eine ältere Dame (na, so um die 70) und legt ein Wäschepaket auf die Theke. In fast herrischem Ton sagt sie zu mir: „Lassen Sie mich bitte vor.“ Keine Begründung, einfach so. Ich bin perplex ob so viel Dreistigkeit. Sage der Dame aber freundlich, dass ich es selbst eilig habe. (Wenn ich Zeit habe und sehe in der Kassenschlange, dass jemand hinter mir nur wenigeTeile hat, lasse ich den vor mir an die Kasse, ich bin ja mit dem Pfadfinder-Motto aufgewachsen „jeden Tag eine gute Tat).
Ich schiebe mit meinem Einkaufswagen zum Auto, räume die Einkäufe ein – und sehe, dass ebenjene Dame schwungvoll den schräg geparkten PKW besteigt.
Ich habe ja durchaus meine eigenen Putzigkeiten, aber ich hoffe, diese Art von Alters-Selbstgerechtigkteit nicht zu entwickeln. Liebe Mitmenschen, falls Ihr mich dabei ertappen solltet, bitte ich um kräftiges Auf-die-Füße-Treten.
Erinnerungen für Demenzkranke
Die meisten Menschen kennen in ihrer Umgebung jemanden, der demenzkrank ist. Sie wissen, wie schwierig die Kommunikation wird, wie löchrig das Gedächtnis wird, zumindest das Kurzzeitgedächtnis. Das Langzeitgedächtnis scheint noch eine Weile länger zu funktionieren, und genau dort setzt das Konzept an, über frühe Erinnerungen den Kontakt zu Demenzkranken aufzubauen. Gerade ist eine Buchreihe erschienen, die ein alter Schulfreund von mir initiiert hat (Bernd Robben) und deren Entstehen ich mitverfolgen durfte.: „Ja, so war das damals“. Vier Bände umfasst die Reihe, und jedes Buch besteht aus 15 Schwarz-Weiß-Fotos, auf denen bekannte Situationen und Motive aus dem Alltag der 1930er bis 1960er Jahre abgebildet sind. Theo Mönch-Tegeder und die Dom-Medien Osnabrück brachten die Bücher heraus, und der Landkreis Emsland unterstützte das Projekt und stellte vielen Einrichtungen die Bücher zur Verfügung.
(Quelle: Dom-Medien Osnabrück. Danke für die Erlaubnis!)
In der Neuen Osnabrücker Zeitung und auf den Seiten des Landkreises Emsland finden Sie Berichte über die Vorstellung des Projekts.
Viele Demenzkranke werden ja zu Hause versorgt, und vielleicht kennen Sie jemanden, dem diese Bücher bei der Betreuung eine Hilfe sein könnten.
Auf der Internet-Seite der Dom-Medien erfahren Sie mehr Details. Die Bücher können im Buchhandel oder per Email bei der Dombuchhandlung Osnabrück bestellt werden.
Briefe schreiben: Handschriftliches ist ein Schatz für Ihre Lieben!
Neulich sprachen wir mit Freunden über Briefe, die sie beim Aufräumen fanden. Briefe der Eltern, Liebesbriefe von Verflossenen, Briefe während der Studienzeit von der besten Freundin. Sobald man die vertraute Handschrift sieht, werden die Erinnerungen lebendig.
Den Freunden fiel auf, dass ihre Kinder kaum etwas Handschriftliches von ihnen mehr haben würden, auch kaum noch Fotoalben mit „richtigen“ Fotos, so wie sie sie aus ihrer Kindheit und Jugend hatten. Heute ist ja fast alles virtuell.
Ich habe vor Jahren, als meine Eltern den Dachboden ausräumten, den Schatz von alten Negativen bekommen und von allen gedruckte Abzüge machen lassen. Einige Fotos kannte ich, etliche aber nicht, denn Fotografieren war ja früher teuer, und die Verwandten, die weit weg lebten, bekamen regelmäßig Fotos geschickt.
Als meine Mutter noch lebte, haben wir bei ihren Besuchen immer begeistert diese alten Fotos gemeinsam angesehen, und ich notierte daneben, was sie zu den einzelnen Personen zu erzählen wusste. Es waren intensive schöne Momente.
Da wir in unserer fünfköpfigen Familie früher alle viel unterwegs waren, gab es eine ausgefeilte „Zettelkultur“, in der wir uns gegenseitig Nachrichten hinterließen, wo wir gerade waren und wann wir ungefähr wiederkämen.
Wenn heute so ein Zettel in der vertrauten Handschrift auftaucht, ist das wie eine Zeitmaschine. Am Wochenende fand ich bei meinen Näh-Utensilien ein Zellophantütchen mit einem Knopf darin. Dazu ein Zettel in der Handschrift meiner Mutter: „Elisabeths graue Bluse?“. Ja, es war ein Knopf von einer meiner Blusen. Ich war sehr gerührt.
Auch wenn ich begeistert von Email und Digitalfotografie bin, ich pflege bewusst auch das handschriftliche Schreiben. Ich schreibe gern noch Briefe mit der Hand, auch mit Füller.
„Spaziergang durch das Leben“ bald als Ebook und neues Taschenbuch
Memoiren schon mit 25 schreiben? Ist das nicht lächerlich? Neee, ist es nicht. Ich bekomme so oft Leserbriefe, in denen man mir schreibt „ach schade, dass ich nicht eher mit dem Tagebuchschreiben begonnen habe“.
Mit diesem Buch können Sie sozusagen das Tagebuchschreiben nachholen und die jetzt noch frischen Erinnerungen für später festhalten.
Wenn Sie älter sind, werden Sie staunen, wie schnell Ihre Erinnerungen bei so konkreten Fragen aus den grauen verstaubten Ecken des Gehirn wieder bunt werden!
Interessant ist es aber auch, die eigenen Eltern oder andere Verwandte zu bitten, die Fragen schriftlich zu beantworten. Und wenn denen das zu kompliziert ist, kann man anhand der Fragen wunderbar ein lockeres Interview mit ihnen führen und aufnehmen. Sie werden staunen, wie plötzlich die Erinnerungen nur so sprudeln, je konkreter Sie fragen! Ich habe solche Interviews über einen längeren Zeitraum mit meinem Vater geführt, und es waren interessante und schöne Gespräche, aus denen ich sogar ein Buch für die Familie machen konnte. Wenn man sich sonst so oft im Rahmen der Familie oder auf Geburtstagen sieht, kommt solcher intensiver Austausch zu kurz.
So sieht das Buch bisher aus:
Sobald das neue Cover fertig ist, stelle ich es hier vor.
Film über Demenz: „Vergiss mein nicht“
Vor ein paar Tagen sah ich den Film „Vergiss mein nicht“ von David Sieveking. Ein Thema, das sich nicht mehr verdrängen lässt, wenn so viele Menschen in der Familie oder im Freundeskreis jemanden haben, der sich von ihnen langsam entfernt … erst erscheint es als „n´büschen tüddelig“, wie man hier in Norddeutschland sagt. Dann kommen echte Gedächtnislücken hinzu, Verwechslungen, Stimmungsschwankungen … der Weg ins Dunkle ist lang und verschieden für jeden Betroffenen.
David Sieveking löste mehrere Monate lang seinen Vater bei der Pflege seiner demenzkranken Mutter ab. Er ist Filmregisseur und drehte dann parallel zur Pflege seiner Mutter einen Dokumentarfilm über sie und ihr Leben. Man kann kontrovers darüber diskutieren, ob man das gut findet. Ich finde es sehr mutig, auch von den anderen Familienangehörigen.
Mich hat besonders berührt, mit welchem Charme auch in ihrer Verwirrung Gretel Sieveking, die einstmals intellektuelle und schöne Journalistin, zu sehen ist. Ich nehme es David Sieveking ab, dass er sagt, es sei ein Liebesfilm geworden.
Geballtes Leben
Gestern habe ich in einer regen Frauengruppe einen Abend zum Thema „Spaziergang durch das Leben“ gestaltet. Ca. 30 Frauen von (geschätzt) 40 bis 75, sehr lebendig und bereit, von ihren Erlebnissen zu erzählen. Viele hatten noch Eltern oder andere ältere Verwandte oder ältere Nachbarn, Kinder, Enkel – ein großer Kreis von Menschen, den man befragen kann oder dem man die eigenen Erinnerungen hinterlassen kann.
Mit den Fragen aus meinem Buch „Spaziergang durch das Leben“ sprudelten die Erinnerungen nur so hoch. Einige hatten schon angefangen, ihre Erinnerungen aufzuschreiben, aber stellten dann fest, dass sie gar nicht so viel Zeit haben: So vieles käme hoch, wenn man erst mal anfinge, sich zu erinnern.
Andererseits, wenn man gebeten wird: „Mama, erzähl mal von früher“, hilft das der Erinnerung nicht auf die Sprünge. Aber gezielt fragen: „Wie sah die Wohnung aus, in der Du als Kind wohntest? Wie sahen die Gardinen aus? Wie war der Fußboden? Wie war der Blick aus dem Schlafzimmerfenster? Womit hast Du gespielt? Wie sah Deine Puppe aus? “ – das bringt die Erinnerung in Schwung.
Solche konkreten Erinnerungen werden ja mittlerweile sogar gezielt in die Betreuung Demenzkranker eingebaut.
Wieder einmal wurde klar: Jedes Leben, egal wie schlicht es auf den ersten Blick aussehen mag, ist spannend – wenn man sich erst einmal die Zeit nimmt, sich damit zu befassen. Bei den normalen Alltagsbegegnungen, Familienfeiern, Kurzbesuchen bleibt aber dafür keine Zeit.
Es lohnt sich, sich gezielt mit den alten Eltern oder Großeltern zu verabreden, um sie zu interviewen – oder gezielt die Tochter, den Sohn, die Enkelin zu fragen: Kannst Du mich über mein Leben befragen und es auf Deinem Handy aufnehmen und vieleicht später aufschreiben?
Also, ob Sie selbst Ihre Erinnerungen festhalten wollen oder Ihre Eltern/ Großeltern befragen: Mit einem kleinen Leitfaden, der verschiedene Lebensbereiche ganz konkret anspricht, gelingt es leichter.
Hier können Sie „Spaziergang durch das Leben“ im Internet bestellen
oder direkt bei mir
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